Für viele von uns sind Blindenführhunde mehr als nur Haustiere oder Hilfsmittel, sie sind Familienmitglieder. Auch ich könnte mir ein Leben ohne meine Alma nicht mehr vorstellen. Klar also: Wenn ein Urlaub ansteht, kommt sie mit!
Doch beim Reisen mit Blindenführhund gibt es genau wie mit jedem anderen Hund einiges zu beachten. Nach vielen Reisen mit Denny und nun Alma habe ich meine besten Tipps für euch zusammengefasst.
Tipp 1: Einreisebestimmungen und Schutzimpfungen
Innerhalb Deutschlands ist das Reisen mit Blindenführhund unkompliziert. Doch bei Reisen ins Ausland müsst ihr euch frühzeitig über die Einreisebestimmungen im Zielland informieren. Jedes Land hat unterschiedliche Vorschriften bezüglich Impfungen, Parasitenbehandlungen sowie Leinen- und Maulkorbpflichten. Diese Regelungen dienen dem Schutz eures Begleiters auf vier Pfoten sowie der einheimischen Tierwelt. Es empfiehlt sich, mehrere Monate vor der Abreise beim Tierarzt nachzufragen. Nur so stellt ihr sicher, dass euer Hund alle erforderlichen Schutzimpfungen hat und keine bösen Überraschungen an der Grenze auf euch warten. Den Heimtierausweis solltet ihr immer griffbereit haben, denn er ist euer Nachweis über die Gesundheit eures Lieblings. Weitere Informationen für Reisen innerhalb der EU findet Ihr auf der Webseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Ein besonderes Thema beim Blindenführhund sind die Sonderrechte dessen als staatlich anerkanntes Hilfsmittel. Rechte, wie beispielsweise das Zutrittsrecht beim Bäcker, gelten in anderen Ländern eventuell nicht. Darüber hinaus genießt der in Deutschland anerkannte Führhund auch nicht automatisch die geltenden Sonderrechte im Ausland. Hier ist ebenso eine kleine Recherche erforderlich.
Tipp 2: Eine vertraute Umgebung schaffen
Um eurem Blindenführhund die Reise angenehmer zu gestalten, gewöhnt ihn an eine Transportbox. Viele von euch kennen es sicher noch aus der Einarbeit, dass die Führhundschule eine Box zum Schlafen mitgebracht hatte. Diese kann für den Hund ein sicherer Rückzugsort sein, vor allem in einer fremden Umgebung. Alma, hatte diese zwar erst bei mir kennengelernt, doch sie liebt ihre Box, die ihr als Rückzugsort und Schlafplatz dient. Ich hatte die Box, als Alma bei mir eingezogen war, mit einer Decke ausgelegt, die nach der Führhundschule gerochen hat und schon hatte Sie sich sicher und geborgen gefühlt. Falls euer Vierbeiner noch keine Box kennt, stellt diese einige Tage vor der Reise in die Wohnung, damit euer Hund sie positiv verknüpft. Lasst ihn die Box erkunden und nutzt Leckerlis, um positive Assoziationen zu schaffen. Auf diese Weise wird die Box zu einem vertrauten und beruhigenden Ort, den euer Liebling auch unterwegs gerne aufsucht.
Tipp 3: Verkehrsmittelwahl – Auto, Bahn, Bus, …
Nicht jeder Hund mag jedes Verkehrsmittel. Es ist wichtig, herauszufinden, womit sich euer Blindenführhund am wohlsten fühlt. Alma hat kein Problem damit, mit dem Auto oder der Bahn zu reisen.
Damit der Hund im Auto sicher ist, gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir haben für Alma eine spezielle Schutzdecke für die Rücksitzbank und ein Geschirr mit Sicherheitsgurt für Hunde gekauft. Die Schutzdecke schont nicht nur die Rücksitzbank vor Schmutz und Kratzern, sie dient gleichzeitig auch zum Schutz für Alma. Da diese wie eine Hängematte zwischen den Vordersitzen und der Rückbank befestigt wird, kann Alma nicht in den Fussraum zwischen den Plätzen rutschen. Um Alma sicher auf der Rückbank zu halten und im Falle eines Unfalls zu schützen wird der Sicherheitsgurt benötigt. Dieser wird wie jeder Sicherheitsgurt eingesteckt und anschließend am Hundegeschirr eingehackt. Da man nicht nur wenige Meter in den Urlaub fährt sollte man beim Hundegeschirr darauf achten, dass dieses bequem sitzt, schließlich hält es euren Liebling bei stärkeren Bremsvorgängen auf der Rückbank und im Falle eines Unfalls am Leben. Bei Fahrten mit meinen Eltern reist sie im gesicherten Kofferraum. Auch hier trägt Alma ihr Geschirr und ist mittels Leine befestigt, so dass Sie beim Öffnen des Kofferraums nicht einfach raus springen kann.
In Bussen und Bahnen gibt es je nach Land unterschiedliche Regelungen. In Deutschland dürfen Blindenführhunde maulkorbfrei und ohne Ticket mitfahren. In anderen Ländern benötigen sie oft wie jeder gewöhnliche Hund ein entsprechendes Ticket und müssen manchmal einen Maulkorb tragen. Es lohnt sich, vor der Reise die Bestimmungen zu prüfen, um Stresssituationen zu vermeiden. Informationen zu den Regelungen in verschiedenen Verkehrsmitteln findet ihr beim ADAC.
Tipp 4: Hundefreundliche Unterkünfte
Nicht alle Hotels heißen Hunde willkommen und auch wenn ein Blindenführhund dank der deutschen Assistenzhundeverordnung der Zutritt nicht verweigert werden darf, ist ein Aufenthalt in einem hundefreundlichen Hotel immer entspannter. Zum Glück gibt es jedoch immer mehr hundefreundliche Unterkünfte, die eure Vierbeiner mit offenen Armen empfangen. Sucht gezielt nach Hotels, Ferienwohnungen oder speziellen Hundehotels, die Hunde nicht nur erlauben, sondern auch Annehmlichkeiten für sie bieten. Achtet darauf, dass auch in diesen Hotels gewisse Regeln gelten. Hunde dürfen oft nicht in den Frühstücksraum. Meiner Erfahrung nach ist dies aber nicht zu schlimm, da diese meist sehr unkompliziert mit dem Blindenstock zu finden sind. Außerdem ist es auch für euren Blindenführhund nicht angenehm, die leckeren Speisen riechen zu müssen ohne etwas abzubekommen. Es ist wichtig, dass ihr euer Zimmer sauber hinterlasst, um eine gute Atmosphäre für zukünftige Hundegäste zu gewährleisten. Recherchiert im Voraus, welche Unterkünfte hundefreundlich sind und welche Regeln dort gelten, um böse Überraschungen zu vermeiden. Eine hierfür sehr praktische Homepage ist Ferien mit Hund
Tipp 5: Hundefreundliche Aktivitäten
Ein Urlaub soll für alle Beteiligten angenehm sein, auch für euren treuen Begleiter. Überlegt, welche Aktivitäten euren Liebling glücklich machen. Ein reiner Strandurlaub oder wie bei mir Aktivurlaube sind nicht für jeden geeignet. Passt die Aktivitäten an die Bedürfnisse eures Hundes an. Wenn euer Hund es gewohnt ist, täglich etliche Kilometer zu laufen, wird er sich bei einem Extremwanderevent wohlfühlen. Ein älterer Blindenführhund könnte hingegen einen entspannten Wellnessurlaub bevorzugen. Plant Aktivitäten, die eurem Hund Spaß machen, wie lange Spaziergänge, Wanderungen oder Spiele am Hundestrand. Informiert euch vorab, ob es in der Urlaubsregion Hundestrände gibt, welche Leinenpflichten gelten und ob Hunde in Restaurants erlaubt sind. Achtet auch auf regionale Gesundheitsrisiken und Schutzmaßnahmen gegen Parasiten. Unterschätzt nicht, dass nicht nur ihr, sondern auch der Hund in einer völlig neuen Umgebung schnell überwältigt oder überrascht werden könnte.
Tipp 6: Hilfsmittel und Reise-Accessoires
Selbst der entspannteste Hund kann auf Reisen nervös werden. Hier einige nützliche Gadgets:
- Reisetrinkflasche oder -napf: So hat euer Hund immer Zugang zu frischem Wasser.
- Hundespielzeug: jeder Hund möchte auch im Urlaub gelegentlich einmal spielen.
- Erste-Hilfe-Koffer für Haustiere: Für kleine Verletzungen und Notfälle unterwegs.
- Wundspray für Hunde: Hilft bei kleineren Wunden und Hautreizungen.
- Hundereisedecke: Für sorgenfreie Pausen.
Diese Hilfsmittel können das Reisen für euch und euren Blindenführhund erheblich erleichtern und für mehr Sicherheit sorgen. Nützliche Produkte findet ihr bei verschiedenen Händlern.
Tipp 7: Vielleicht doch ohne Hund?
Manchmal ist es besser, den Hund zu Hause zu lassen. Überlegt realistisch, ob eure Reisepläne auch für euren Hund angenehm sind. Zwei Wochen Skiurlaub in den Bergen klingt für uns toll, könnte aber für euren Hund stressig sein. Jeder Hund ist anders – was Alma liebt, könnte für euren Hund der Horror sein. Im Zweifelsfall ist ein getrennter Urlaub die bessere Wahl. Es gibt liebe Freunde und Familien, sowie mittlerweile auch so einige gute Hundepensionen, die sich gern um euren Vierbeiner kümmern. So könnt ihr euren Urlaub entspannt genießen, während euer Hund in einer vertrauten Umgebung bleibt.
Tipp 8: Vorbereitung ist alles
Eine gute Vorbereitung erleichtert das Reisen mit Hund enorm. Plant die Route, Pausen und Übernachtungen im Voraus. Stellt sicher, dass ihr alles Notwendige dabei habt und bleibt flexibel, falls unvorhergesehene Situationen auftreten. Überlegt euch, welche Dinge euer Hund während der Reise benötigt. Informiert euch über die Hundegesetze und Bestimmungen eures Reiselands und des Zielorts. So wird der Urlaub für euch und euren Hund entspannt und angenehm.
Mit diesen Tipps seid ihr bestens vorbereitet, um gemeinsam mit eurem Vierbeiner unvergessliche Reisen zu erleben!
vielen Dank für deinen Kommentar und das positive Feedback!
Es freut mich sehr, dass der Beitrag für alle Hundehalter interessant ist.
Das zeigt, wie viele Gemeinsamkeiten es gibt, wenn es um das Reisen mit unseren tierischen Begleitern geht.
LG
Stephan
Danke auf alle Fälle für diesen Beitrag - wird sicher vielen eine große Hilfe sein, die mit ihrem Hund verreisen wollen!
LG,
Vici
ja vielen ist gar nicht klar worauf sie sich einlassen wenn sie sich einen Hund zulegen.
Erst heute musste ich einer Familie erklären dass ein Hund egal ob Blindenführhund oder nicht regelmäßig geimpft werden muss.
Auch dass dieser seinen täglichen Auslauf und entsprechende Freizeit mit Artgenossen benötigt war ihnen nicht klar.
LG
Stephan
Herzliche Grüße, Jörg vom Reiseblog Outdoorsuechtig.de
vielen Dank für deine Nachricht.
Es freut mich sehr das Du als Reiseexperte meine Tipps gelesen und als Wertvoll eingeschätzt hast.
LG
Stephan
Wenn ich mal für länger in Namibia bleibe, habe ich vor, Jacky mitzunehmen. Es würde auch nur bei dem einen Flug bleiben, Jacky kann dann, falls ich wieder nach Deutschland fliege, bei einem guten Freund bleiben. Der hat ja auch nur 6 Hunde *lach*.
Liebe Grüße, Bea.
vielen Dank für deinen netten Kommentar!
Es freut mich sehr zu hören das du meinen Beitrag sehr Hilfreich findest.
Es ist wirklich sehr wichtig das Wohl unserer Vierbeiner im Auge zu behalten, besonders wenn es um Urlaubsreisen geht.
Ein Flug, egal ob lang oder kurz kann für Hunde sehr streßig sein und es ist nur verantwortungsbewusst diese Entscheidungen im Sinne des Hundes zu treffen.
Es klingt als hattet ihr eine schöne Reise nach Namibia gehabt und Jacky bei seinen sechs Kumpels zu lassen war sicher auch ihm sehr lieb.
LG
Stephan
Liebe Grüße
Jana
das klingt nach einem spannenden Abenteuer für Dich und Elfie!
Es ist gut das ihr bereits mit dem Training begonnen habt, manche Hunde brauchen einfach etwas Zeit um sich an diese Boxen zu gewöhnen, doch mit viel Geduld und positiver Bestärkung wird Elfie sicher bald gefallen daran finden.
Es freut mich sehr das auch die weiteren Tipps hilfreich waren und wünsche euch schon sehr bald schöne Reisen.
LG
Stephan