Aufmerksame Leser werden es wissen, ich verweigere das Meckern über die Deutsche Bahn. Ja, es ist ärgerlich, wenn Klimaanlagen ausfallen oder leichter Schneefall bereits zum Stillstand führen, doch seit dem ich 2015 den damals bereits so in die Höhe gelobten Fernbusverkehr probiert habe, weiß ich die Bahn zu schätzen. Da mir ein Bekannter vor wenigen Tagen von einem fast identischen Erlebnis berichtet hat, möchte ich euch heute von meinem Versuch einmal mit dem Fernbus zu reisen erzählen.
All die Jahren mit Denny, und die kurze Zeit jetzt mit Alma, hatte ich stets ein gutes Gefühl was das Willkommen meines Helfers auf vier Pfoten betrifft. Nur selten gab es diesbezüglich schlechte Erfahrungen.
Am Tag dieser Geschichte ließ ich mich von Denny guten Mutes zum ZOB, dem Zentralen Omnibusbahnhof München, führen. Wir wollten uns auf die Reise mit einem Fernbus begeben und hier stand uns ein ärgerliches Erlebnis bevor. Mein Blindenführhund durfte trotz deutlicher Kennzeichnung nicht in den Fernbus des mittlerweile geschlossenen Fernbusunternehmens Berlin Linienbus einsteigen.
An der Bustür wurden wir unfreundlich empfangen:
"Wo ist die Fahrkarte für den Hund?"...
"Aber ist auch egal, mit dem können Sie ohnehin nicht mitreisen. Ich SEHE ja, dass sie nicht einmal einen Maulkorb für ihn dabei haben."
Ich war total verdutzt, schließlich stand auf der Unternehmenshomepage eindeutig, dass Blindenführhunde ohne eigenen Fahrschein und Maulkorb reisen dürfen. Das hatte ich extra im voraus nachgesehen. So dauerte es auch nicht lange, bis ich die entsprechende Seite auf meinem Smartphone gefunden und dem Fahrer unter die Nase gehalten habe.
"Was interessiert mich, was auf der Homepage bezüglich der Beförderungsbedingungen steht. Bei uns muss jeder Hund eine Fahrkarte haben und einen Maulkorb tragen. Ich sehe es nicht ein, dass so ein Hund anders behandelt wird als alle anderen, Ende der Diskussion“
hieß es vom Busfahrer.
Es war völlig egal was ich und andere Mitreisende anschließend zu ihm sagte, er wollte uns einfach nicht mitnehmen. Dabei wollte ich bei dieser Reise mal nicht über Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit nachdenken Die Auseinandersetzung mit Menschen, welche darüber noch nicht mal in Austausch treten möchten, ist dabei immer besonders unangenehm. Nach gescheiterter Verhandlung trat ich mit einem Kloß im Hals den Weg zum Hauptbahnhof an, um nun doch wieder mit der Bahn zu reisen.
Die anderen Mitreisenden zeigten sich mir und Denny gegenüber sehr interessiert und fragten höflich ob er gestreichelt werden dürfe. Vermutlich hätten wir eine angenehme Fahrt mit netten Menschen an unserer Seite genossen, die mich über Dennys Arbeit als Blindenführhund ausgefragt hätten. Ein Mehrwert und ein schönes Erlebnis für alle.
Das Reisen könnte für einen Menschen mit Behinderung und den entsprechenden Hilfsmitteln so einfach möglich sein. Öffentliche Transportangebote sind fast immer darauf ausgelegt und für den eingeschränkten Reisenden angenehm nutzbar. Das Angebot schafft einen echten Mehrwert und bietet Freiheit. Es ist umso schmerzlicher, wie ein einzelner Mitmensch an entscheidender Stelle mit einem einzigen Satz die Teilhabe und Selbstbestimmung verhindern kann.
Das ist natürlich nur ein kleines Beispiel und egal ob Supermarkt oder Fernbus, die Aussage: "Mit dem Hund kommen Sie hier nicht rein!“ trifft mich jedes mal ebenso überrascht wie bitter.
Habt ihr auch schon solche Erlebnisse gehabt? Wie seid ihr in diesen Situationen damit umgegangen? Verratet es mir in den Kommentaren.