Alma kam hier im Blog schon ein paar Mal vor. Heute, auf den Tag genau vor zwei Jahren haben wir gemeinsam unsere Gespannprüfung bestanden und diese selbstverständlich auch mit ihrem hier auf dem Blog ebenfalls bereits vorgestellten neuartigen Führgeschirr. Doch wie ich bereits in meinem ausführlichen Testbericht geschrieben habe, kann dieses nicht jeder Führhundhalter in Deutschland kaufen. So war es wenig verwunderlich, dass ich häufiger gefragt wurde warum ich nicht das Führgeschirr von 3dbenefit nutze. Schließlich ist 3dbenefit ein neues deutsches Unternehmen, welches sich zur Aufgabe gemacht hat ein Führgeschirr zu entwickeln, welches ergonomisch für Hund und Halter optimal geeignet sein soll. Das aktuelle Modell nennt sich ganz einfach "Y-Blindenführhundgeschirr" und dieses konnte ich mit Alma in den vergangenen drei Wochen ausgiebig testen. Hier meine subjektive Einschätzung des neuen Führgeschirrs.
In meinem Test wurde das Führgeschirr nicht geschont! Alma und ich haben wie üblich neben unserem täglichen Arbeitsweg noch einige Kilometer zurückgelegt und langsames Gehen ist uns ein Fremdwort. Hierbei zeigt Alma auch im vollen Lauftempo durch anspringen Ampeln etc. an, bleibt kurz vor Treppen stehen, um diese anschließend gewohnt zügig hoch und runter zu flitzen. Somit ist klar, dass ein Führgeschirr für Alma auf jeden Fall bequem sitzen muss. Es ist mir sehr wichtig, dass Sie bei ihrer Arbeit keine Verspannungen entwickelt und auch beim Anzeigen von Ampeln, Bänken etc. nicht behindert wird.
Die richtige Größe
Das Geschirr ist nicht in Einheitsgrößen erhältlich, sondern wird immer für den Hund und Halter maßgefertigt. Hierfür musste ich 3dbenefit einige Daten von Alma mitteilen:
- Brustumfang, gemessen kurz hinter den Vorderläufen: 70cm
- Halsumfang, gemessen mittig am Hals: 47cm
- Rückenlänge, gemessen vom Rutenansatz bis zum Wieder: 58cm
- Rückenhöhe, gemessen im Bereich der Schulterblätter: 57cm
- Rasse: Labrador Retriever
- Geschlecht: weiblich
- Gewicht: 27 kg
- Führhundhalter Körpergröße: 180cm – Zur Ermittlung der Bügellänge ist diese Zahl sehr wichtig, schließlich benötige ich mit meiner Größe einen deutlich längeren Führbügel als ein anderer Führhundhalter der nur 160cm groß ist.
Erster Eindruck
Bereits beim Auspacken bemerkte ich das 3dbenefit ihre Aufgabe ein ergonomisch optimal geeignetes Führgeschirr zu entwickeln ernst genommen hat. Anders als beim klassischen Aufbau verteilt das Geschirr den beim Führen aufkommenden Druck nicht auf empfindliche Körperteile. Stattdessen wird dieser auf die Brust geleitet, wodurch zum Beispiel der Kehlkopf geschützt wird. Damit das Gewicht gut verteilt wird und nicht unangenehm drückt, ist das Führgeschirr am Brust- und Bauchansatz gepolstert. Darüber hinaus bietet es genügend Schulterblatt- und Schultergelenksfreiheit. Auch die Verarbeitung wirkt sehr hochwertig. Das Geschirr ist auf der Außenseite komplett aus weißem Stoff und auf der Innenseite in meinem Fall aus einem türkisen Stoff gefertig. Die Stofffarbe der Innenseite konnte bei der Bestellung frei gewählt werden.
Alle Nähte sind sehr sauber und stabil verarbeitet. Der Führbügel und alle Verschlüsse sind ebenfalls weiß und aus Kunststoff. Teilweise sind letztere zum einfacheren verschließen mit Magneten versehen. Der Riemen an dem sich die Magnethaken befinden und mit denen das Geschirr an seiner Position gehalten wird ist mit einem Gummi versehen.
Das Geschirr perfekt anpassen
Wer das erste Mal ein Führgeschirr in dieser Art verwendet, muss sich keine Sorgen machen etwas falsch einzustellen, da der Hersteller eine sehr gut verständliche Anleitung bereitstellt. In meinem Fall habe ich diese per eMail erhalten. Das Y-Blindenführhundgeschirr ist an 4 Punkten individuell verstellbar. Durch die verstellbaren Gurte ist es problemlos möglich, die finale Anpassung vorzunehmen. Die Einstellung ging mir leicht von der Hand und war in einer Minute erledigt. Hier war aber kaum etwas zu verstellen, da 3dbenefit dank der Übermittlung der zuvor genannten Daten bereits fast alles perfekt für Alma eingestellt hatte.
Das Anlegen
Das Anlegen oder Anziehen des Geschirrs ist sehr einfach. Den vorderen Teil bekommt der Hund über den Kopf gezogen und das hintere Teil wird durch die Beine geschoben und am Oberteil eingehakt. Damit ist das An- und Ausziehen auch im Sitzen möglich, was ich mir gerade für ältere Blindenführhunde oder zum Beispiel in einer engen Bahn als ein großen Vorteil vorstelle.
Drei Wochen im Praxistest
In meinem Test über drei Wochen bestätigte sich die gute Verarbeitung und Qualität des Geschirrs. Alma fand das Geschirr auch nach 3 Wochen Test noch immer sehr gut und störte sich nicht daran, obwohl sie es etliche Stunden täglich getragen hat. Liegen, sitzen, laufen, springen waren damit gar kein Problem.
Der Führbügel ist wie für die meisten Führgeschirre üblich U-Förmig und beidseitig hinter den Schulterblättern befestigt. Durch ein Klicksystem ist dieser abnehmbar, sowie nach unten und oben beweglich. Auch wurde der Griff zusätzlich mit Schaumstoffband bezogen, so dass dieser immer angenehm in der Hand liegt. Reflektierende Streifen sorgen am Geschirr vorne und hinten, sowie am Führbügel, für gute Sichtbarkeit.
Um den Bügel vor Verdrehungen zu schützen wurde eine zusätzliche Verbindung mittig am Bügel hinzugefügt. An dieser befindet sich auch ein gewebtes Klettband, welches mit 8cm Durchmesser einen Platz für die Assistenzhundemarke bietet. Diese Marke gibt es ab 2025 verpflichtend zu jedem Assistenzhunde-Ausweis, kann aber bereits heute beantragt werden. So habe ich endlich eine gut sichtbare und gleichzeitig sinnvolle Verwendung für die Marke.
Stärken und Schwächen
Das Y-Blindenführhundgeschirr hat viele Stärken, ich habe aber auch die Schwachpunkte gefunden.
Stärken:
- Alma hat es von Anfang an gern getragen und alle Geschwindigkeits-/Richtungswechsel etc. konnte ich sehr gut wahrnehmen
- Das Geschirr sieht auch nach drei Wochen täglichem Gebrauch (auch bei Regen) fast aus wie neu.
- Alle Nähte sind noch perfekt intakt
- Das Geschirr ist problemlos in der Waschmaschine bei 30 Grad im Schonwaschgang waschbar.
- Der Tragekomfort scheint auch nach drei Wochen super zu sein und Verspannungen konnte ich nicht feststellen
- Das Geschirr ist recht leicht (ca. 500 Gramm, 300g das Geschirr und 200g der Führbügel)
Schwächen:
- Das Geschirr verfügt über keine seitlichen Markierungen, sodass es mir häufiger passiert ist, dass Mitmenschen erst erkannt haben das Alma ein Blindenführhund ist als sie so nah waren um das Logo auf dem Führbügel zu erkennen.
- Keine Möglichkeit vom Hersteller eine Beleuchtung elegant am Geschirr anzubringen
- Das Geschirr ist auch auf der zum Boden zugeneigten Seite Weiß, wodurch ich befürchte, dass dieses nach ein paar Monaten tagtäglicher Nutzung nicht mehr restlos sauber zu machen geht und ungepflegt wirkt
Mein Fazit
Das Y-Blindenführhundgeschirr von 3dbenefit ist super verarbeitet, sehr stabil und hat einen sehr guten Tragekomfort. Die gepolsterten Bänder an Brust und Schulter verteilen den Druck sehr gut und schützen den Hund vor Verspannungen. Einzig, dass das Blindenführhund-Logo nur auf dem Führbügel mittels der Assistenzhundemarke aufgebracht ist führt dazu, dass der Blindenführhund gelegentlich sehr spät als solcher erkannt wird. Trotz dieser Kleinigkeiten gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.
Bevor ich mir gleich mal überlege, in welchen Park ich heute noch mit Alma spazieren gehen werde, möchte ich mich noch ganz herzlich bei Michael Kaltenberg von 3dbenefit bedanken, der mir dieses Führgeschirr vor ein paar Wochen kosten- und bedingungslos für einen Test und diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt hatte. Meine Meinung wurde davon wie immer nicht beeinflusst! Ist doch Ehrensache!