Wie ich euch bereits in einem früheren Beitrag verraten habe versuche ich seit einigen Jahren Spaß am Kochen zu finden und mittlerweile habe ich diesen tatsächlich. So wird es auch niemanden verwundern, dass ich im Laufe der Zeit mehr und mehr von meinen trägen Gusseisernen Herplatten genervt war. Als eines Tages wieder einmal meine Frühstückspfannkuchen nicht so richtig werden wollten, da die Platte entweder zu heiß oder zu kalt war, stand fest: Ich muss etwas ändern.
Wie nicht anders zu vermuten, begab ich mich auf die Suche nach einem neuen Herd, genau gesegen nach einer passenden Kombination aus Kochfeld und Backofen. Schnell musste ich feststellen, dass es eine unermessliche Auswahl an Geräten gibt. So ist die Wahl des für mich geeigneten Kochfelds noch die am einfachsten zu beantwortende Frage. Doch warum der Kauf eines neuen Herds für mich und alle anderen mit einer Sehbehinderung gut überlegt sein sollte verrate ich euch in diesem Artikel.
Die Frage der Bedienung
Die Hersteller setzen wie in vielen Gerätekategorien auch hier seit einigen Jahren vermehrt auf Sensortasten und Touchscreens. Diese sind für Blinde Nutzer generell nicht gut bedienbar. Bei dem Neukauf eines Herdes, und elektrischer Haushaltsgeräte im Allgemeinen, würde ich daher immer zur Suche nach Produkten mit Schaltern, markanten Tastern und Drehreglern raten. Auch klares haptisches oder akustisches Feedback sind unschätzbar wertvoll. Zum Beispiel sollten Drehregler einrasten, sowohl für die Einstellung der Kochplatten als auch für die Backofenfunktionen und Backofentemperatur, außerdem sind erhabene Markierungen auf den Knöpfen deutlich leichter erfühlbar als Einkerbungen. Mit dieser Einschränkung fallen bereits viele Modelle raus und die Wahl der perfekten Kochfeld-Backofenkombination schränkt sich sehr ein.
Eine Frage der Größe
Als nächstes musste ich beachten, dass ich keinen freistehenden Herd, sondern einen Einbauherd für meine Küchenzeile ersetzen möchte. Frei stehende Geräte haben den Vorteil, dass sie nicht an bestehende Maße angepasst werden müssen. Da mein alter Herd jedoch fest in die anderen Küchenelemente integriert ist, musste ich beim Kauf beachten, dass der Nachfolger dieselben Maße hat. Schließlich muss das Kochfeld genau in die Aussparung der Arbeitsplatte passen.
Herd kaufen: Das richtige Kochfeld
Auf der Suche nach dem richtigen Herd muss eine weitere grundsätzliche Frage geklärt werden: Was für ein Kochfeld soll es werden? Da ich in meiner Wohnung keinen Gasanschluss habe fallen Modelle mit Gas schon einmal aus, doch dann gibt es noch Gusseiserne Herdplatten, Ceranfeld oder Induktion.
Wie bereits in der Einleitung geschrieben verfügt mein bisheriges Modell über ein Kochfeld mit Gusseisernen Herdplatten. Bereits beim Kauf wusste ich, dass diese Kochplatten den Nachteil haben recht träge zu reagieren. Da es mir mit diesen jedoch ganz einfach möglich war die Töpfe und Pfannen genau auf den Platten zu platzieren ohne zusätzliche Hilfsmittel zu benötigen, nahm ich diesen Nachteil gerne in Kauf.
Eine deutlich schneller auf Änderungen reagierende Alternative ist das Ceranfeld. Dieses erzeugt Wärmestrahlung durch Heizwiderstände und ist bereits in günstigen Produkten weit verbreitet. Das Ceranfeld hat den Nachteil, dass es für Blinde nur schwer möglich ist ohne Hilfsmittel die Töpfe und Pfannen richtig zu platzieren. Abhilfe bringen Schablonen, welche auf dem Kochfeld angebracht werden. Auch mit diesen Schablonen besteht immer ein großes Risiko sich an den heißen Flächen zu verbrennen.
Eine moderne Alternative dazu ist das Induktionskochfeld. Hier erzeugt induzierter Strom im Boden des Geschirrs die erforderliche Wärme. Der Herd erzeugt dazu unter den Kochfeldern ein elektromagnetisches Feld, die Kochfläche selbst bleibt vorerst aber kalt. Die Technik ist teurer und funktioniert nur mit entsprechenden Töpfen und Pfannen. Auch bei dieser Kochfeld Variante kann man den Topf schon mal etwas neben dem Kochfeld platzieren, sich an der Fläche zu verbrennen ist aber unmöglich. Weiterhin gibt es hier einige Modelle die über zuschaltbare Zonen verfügen, dank denen selbst große Bräter oder Fischtöpfe vollständig beheizt werden können.
Backofen mit Zusatzfunktionen?
Mein alter Backofen war nur mit der Möglichkeit zwischen Ober- und Unterhitze zu wählen ausgestattet, bei aktuellen Modellen hat sich der Funktionsumfang enorm erweitert. So kann man kaum noch einen Backofen ohne Umluftfunktion kaufen, in vielen Modellen gibt es weitere Funktionen wie eine Heißluft-, Grill-, Dampf-, Pizza- oder Brotbackstufe. Bei diesen wird so beheizt, dass die Speisen perfekt zubereitet werden und dabei nichts an ihrem Geschmack verlustig geht. Wie genau sich die Funktionen unterscheiden und welche für dich interessant sind, wird auf den Herstellerseiten genau erläutert.
Weiterhin hat es mich an meinem bisherigen Ofen gestört, dass er sehr lange brauchte, bis er die eingestellte Temperatur erreicht hat. Aktuelle Modelle verfügen über eine sogenannte Schnellheizfunktion. Dank dieser erreichen sie in kürzester Zeit die gewünschte Temperatur, was nur eine der etlichen Verbesserungen ist. Ebenfalls eine geniale Entwicklung der letzten Jahre ist, dass der Ofen direkt nach der Wahl der gewünschten Backstufe automatisch die am häufigsten verwendete Temperatur einstellt. Anschließend kontrolliert der Backofen unter Hilfe etlicher verbauter Sensoren stets selbstständig die Temperatur im Backraum und passt die Temperaturen automatisch an. Hierdurch wird die Handhabung deutlich erleichtert und bedeuten ein großes Maß an Komfort. Wer wie meine Freundin in der Weihnachtszeit mehrere Bleche Plätzchen gleichzeitig backen möchte wird feststellen, dass dies so gelingt ohne dass nur ein Plätzchen verbrennt.
Blinde Nutzer können wärend des Back- oder Garprozesses nur wenig Einfluss nehmen. Gerade deswegen ist ein schnelles Aufheizen und eine stabile Haltung der Temperatur wichtig, um mit entsprechender Übung die erwarteten Ergebnisse zu erzielen. Bie meinem alten Herd war dies sowohl beim Backofen, wie auch bei dem Kochfeld nicht gegeben.
Praktischer Helferlein, der Teleskopauszug
Der Teleskopauszug erlaubt ein Herausziehen von Grillrost oder Backblech, ohne diese anheben zu müssen. Das schützt vor Verbrennungen und macht kontrollierteres Arbeiten möglich. Mit sicherem Abstand zum heißen Garraum kann nun der Backzustand der Plätzchen oder eines Kuchens geprüft werden. Der Blinde Nutzer nimmt dazu beispielsweise einen dünnen Holzstab und sticht in das Backgut um die Festigkeit zu bestätigen.
Reinigung? Automatisch!
Nicht nur mir, sondern auch vielen in meinem Bekanntenkreis ist es ein ständiger Dorn im Auge, das nach dem Kochen geputzt werden muss. Es missfällt mir immer das meine Reinigungshilfe, nachdem ich mich bemüht habe alles sauber zu bekommen doch noch Essensrückstände im Ofen entdecken muss. Zum Glück haben moderne Öfen eine Selbstreinigungsfunktion und diese musste mein neuer natürlich auch haben. Auf dem Markt gibt es mittlerweile Öfen, die auf Hydrolyse, Katalyse oder Pyrolyse setzen.
Bei der Hydrolyse oder auch EasyClean genannt handelt es sich um eine Art Dampfbad, die Verschmutzungen im Ofen lösen soll. Hierfür muss einfach ein halber Liter Wasser und ein kleiner Tropfen Spülmittel in den Bodenbereich des Ofens gegossen und das Programm zur Selbstreinigung gestartet werden. Sobald das Programm beendet ist einfach auswischen und fertig.
Bei der Katalyse sind etwa 200 Grad zur Reinigung notwendig. Der Backofen ist im Inneren speziell beschichtet, sodass sich Rückstände einfacher zersetzen. Auch hier braucht man den Innenraum nach dem Betrieb nur noch feucht auswischen. Besonders zucker- oder säurehaltige Reste sind leider nicht so effektiv zu entfernen.
Am Effektivsten ist die sogenannte Pyrolyse, bei der Essensreste im Ofen auf über 500 Grad erhitzt werden, zu Asche zerfallen und nur noch weggewischt werden müssen.
Wichtig: Vor der Selbstreinigung müssen einige Zubehörteile aus dem Innenraum entfernt werden. Genauere Infos hierzu stehen in der Bedienungsanleitung. Aus Ökologischen Gesichtspunkten sind diese Reinigungsfunktionen definitiv nicht zu empfehlen. Sie verbrauchen pro Reinigung so viel Strom wie einige Backvorgänge. Für Menschen mit Sehbehinderung hingegen sind diese Funktionen ihren Preis mehr als Wert!
Kaufkriterien für einen neuen Herd
Vor dem Kauf habe ich mir genau überlegt, welche Funktionen mir wichtig sind und bei meinen Kochgewohnheiten häufiger zum Einsatz kommen. Muss es wirklich ein Modell mit allen möglichen Funktionen sein oder genügt vielleicht ein einfaches Modell. Außerdem spielt für mich die Bequemlichkeit eine wichtige Rolle. Lässt sich der Backofen nur umständlich bedienen oder sich nur schwer reinigen, würde ich ihn letztlich seltener nutzen.
Folgende Kaufkriterien waren mir bei der Wahl deshalb wichtig: Die Bedienung sollte vorrangig über Schalter möglich sein, welche spürbare Stufen haben. Beim Kochfeld würde ich aufgrund der geringeren Verbrennungsgefahr auf Induktion setzen, obwohl ich hierfür komplett neue Töpfe und Pfannen benötigen werde. Bei dem Backofen wollte ich auf jeden Fall die Umluft- und Pizzastufe haben, praktische automatische Reinigungsfunktionen waren für mich ein absolutes Muss. Darüber hinaus war ich dieses mal bereit etwas mehr für den Herd zu investieren, um eine zuverlässigere Temperaturregelung zu bekommen.
Ich bin wie üblich vorgegangen und habe auf den Herstellerseiten nach entsprechenden Geräten gesucht. Zu meinem Bedauern, aber auch nicht anders zu erwarten, konnte ich hier zwar einige Modelle finden die meiner Vorstellung entsprochen haben, jedoch war es mir nicht möglich zu erkennen ob die Bedienelemente auch geeignet sind. Mein erster Gedanke war, dass ich wieder einmal selber in einem Laden nach dem geeigneten Modell suchen muss, wohlwissend, dass es in diesem nicht alle geben wird.
Haushaltsgeräte speziell für blinde Nutzer
Aus der Hilfsmittelausstellung in den Räumlichkeiten des BBSB Anfang 2020 war mir eine Firma die Haushaltsgeräte für Blinde anbietet in Erinnerung geblieben. Nach kurzer Recherche fand ich die Homepage der Firma Feelware. Diese bietet mittlerweile nicht nur Haushaltsgeräte mit taktiler Beschriftung an, sondern sogar Geräte mit Sprachausgabe. Der von Feelware angebotene Herd spricht alle Eingaben, wie zum Beispiel die gewählte Heizstufe, oder erinnert wenn der Herd angelassen wurde. Ich halte das für eine für viele blinde Nutzer sehr sinnvolle Ergänzung.
Welches Modell habe ich gewählt
Ein sprechender Herd klang auch für mich erst einmal toll, insbesondere wo bereits viele andere Geräte in meinem Haushalt mit mir sprechen. Letztlich habe ich mich dagegen entschieden, da mir die Grundfunktion über eine eindeutige Bedienung wichtiger und ausreichend erschien. Bei deiner Wahl solltest du einen sprechenden Herd von Feelware definitiv berücksichtigen!
Für mich persönlich wäre noch eine Integration in meine Heimautomatisierung interessant gewesen. Leider fand ich kein Gerät in meiner Preiskategorie welcher dies ermöglichen würde.
Schlussendlich schaute ich mir die Geräte an, welche Feelware als geeignet auf seiner Seite bewirbt. Zu meinem Bedauern konnte ich kein Modell finden, welches alle meine Ansprüche erfüllt, doch ich wusste welche Geräte grundsätzlich funktionierten. Mit diesem Wissen ging ich dann doch zu dem Küchenstudio meines Vertrauens und so fand ich gemeinsam mit einem sehr freundlichen Mitarbeiter meinen NEFF HMK261IFP. Der Herd erfüllt all meine Anforderungen und ist in allen wichtigen Funktionen für mich uneingeschränkt nutzbar. Erweiterte Funktionen sind auch hier für mich schwerer zugänglich, was mich aber nicht weiter stört. Ich habe einen gut nutzbaren Herd mit exzellenter Temperatursteuerung und meine Freundin profitiert von den Zusatzfunktionen.