Im Mai dieses Jahres musste ich beim Mammutmarsch feststellen, dass meine Beine nach wenigen Stunden intensiven Wanderns recht müde geworden waren. Kleine Steigungen wurden plötzlich zur Herausforderung. Das war ein deutlicher Unterschied zum Vorjahr, als ich problemlos stundenlang durchhielt. Schnell wurde mir klar, dass ich nicht mehr so fit war wie früher. Die Gründe lagen auf der Hand: Ich hatte deutlich seltener das Fitnessstudio besucht und stattdessen viel Zeit vor dem Fernseher oder mit Freunden im Restaurant verbracht. Es war offensichtlich, dass ich dringend etwas ändern musste, besonders da meine Freundin, unsere Hunde und ich in diesem und den kommenden Jahren an weiteren Mammutmärschen teilnehmen wollen. Also fasste ich den Entschluss, dass es höchste Zeit war zu handeln. Gut, dass ich schon seit Jahren das perfekte Fitnessstudio hierfür gefunden hatte.

Die Wahl des richtigen Studios

Bereits als ich nach München umgezogen war, nahm ich mir die Fitnessstudios in meiner Nähe genauer unter die Lupe, um das passende zu finden. Für mich als Blinden war dies eine besondere Herausforderung, denn viele Studios setzen auf Geräte, die für Sehbehinderte nicht alleine bedienbar sind. Ich habe mich nie von meiner Sehbehinderung einschränken lassen wollen, also warum sollte ich hier damit anfangen? Auch wenn ich aus Erfahrung bereits wusste, dass es schwierig wird, ein geeignetes Studio zu finden, hoffte ich auf ein unterstützendes Umfeld, das mir beim Erreichen meiner Fitnessziele helfen würde.

Besondere Anforderungen und Angebote für Blinde

Ein Fitnessstudio, das sich für Blinde eignet, muss einige spezielle Anforderungen erfüllen. Dazu gehören Geräte mit taktilen Markierungen und akustischen Signalen, die eine einfache Bedienung ermöglichen. Auch die räumliche Gestaltung ist wichtig: Eine klare und hindernisfreie Anordnung der Geräte erleichtert die Orientierung. Für sehbehinderte Menschen geht es dabei auch um die mögliche Verletzungsgefahr. Der besondere Aufbau mancher Geräte, und deren Aufstellung im Raum, kann, wenn man diese nicht kennt, zu unangenehmen Überraschungen führen. Besonders wertvoll ist ein Team, das im Umgang mit blinden Menschen geschult ist und individuelle Unterstützung anbietet.

Erste Eindrücke

Nicht alle Studios hinterließen einen positiven Eindruck, doch eines war perfekt. Schon beim Betreten fiel mir die freundliche Atmosphäre auf. Das Personal begrüßte mich herzlich und ich fühlte mich sofort willkommen. Besonders beeindruckte mich die Aufmerksamkeit und Sensibilität des Teams gegenüber meiner Blindheit. Eine Mitarbeiterin führte mich durch das Studio, erklärte mir die Position und Funktionsweise der Geräte detailliert und konnte auf jede meiner Fragen sofort eine für mich passende Antwort liefern. Hierbei stellte ich erfreut fest, dass die Räume weitläufig sind und die Studiomusik leise im Hintergrund lief. Auch die Geräte wirkten gepflegt und waren für mich größtenteils ohne Erklärung bedienbar. Diese positive erste Begegnung nahm mir viele meiner anfänglichen Sorgen und motivierte mich, mich hier anzumelden.

Trainingsprogramm

Nach einem ausführlichen Fitnesscheck mit einem Trainer hatte dieser mit mir einen individuellen Trainingsplan erstellt. Mir war ein ausgewogenes Trainingsprogramm wichtig, um alle Aspekte der Fitness abzudecken und Verletzungen vorzubeugen. So umfasste mein Programm sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining. Besonders gefiel mir die Wahl abwechslungsreicher Trainingsgeräte, die jede meiner Muskelpartien trainierten. Wichtige Bestandteile meines Plans waren Übungen für Beine, Rücken, Brust, Bauch und Arme für den Kraftaufbau sowie Laufband- und Crosstrainereinheiten zur Verbesserung der Ausdauer. Der Trainer erklärte mir jedes Gerät ausführlich, sodass ich diese zukünftig problemlos selbstständig und korrekt einstellen kann. Hierbei achtete er besonders darauf, dass ich bei jedem Gerät weiß, wie ich es korrekt einstelle, um Fehlbelastungen zu vermeiden. Auch erarbeiteten wir gemeinsam eine Methode, wie es für mich möglich ist, das richtige Gewicht einzustellen, ohne auf Hilfe angewiesen zu sein.

Fortschritte und Herausforderungen

Bereits nach den ersten Wochen bemerkte ich Fortschritte. Ich fühlte mich fitter und meine Kondition verbesserte sich merklich. Studien zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining die Muskelmasse und Knochendichte erhöht, was besonders für die allgemeine Gesundheit und Langlebigkeit von Vorteil ist. Hier als Beispiel eine Studie der TU München zu diesem Thema. Besonders hilfreich war die Möglichkeit, mich mit einem der etlichen Trainer abzustimmen und meinen Trainingsplan regelmäßig anzupassen, um neue Reize zu setzen und Plateaus zu vermeiden. Natürlich gab es auch Herausforderungen, wie Muskelkater und Phasen der Demotivation, doch dazu später mehr.

Ernährung und Regeneration

Um mein Training zusätzlich zu unterstützen, hatte ich meine Ernährung umgestellt. Wie mir der Trainer bereits beim Probetraining erklärte, ist eine ausgewogene Ernährung essentiell für den Muskelaufbau und die Regeneration. Daher achtete ich darauf, mehr proteinreiche Lebensmittel wie Huhn, Fisch und Hülsenfrüchte zu essen und ausreichend Gemüse und gesunde Fette in meine Mahlzeiten zu integrieren. Studien haben gezeigt, dass eine proteinreiche Ernährung den Muskelaufbau unterstützt und die Regenerationszeiten verkürzt. Hier ein entsprechender Beitrag der Akademie für Sport und Gesundheit. Weiterhin gehe ich nicht jeden Tag ins Fitnessstudio, sondern lege immer mindestens einen Tag Pause ein, um meinem Körper die nötige Zeit zur Erholung zu geben. Regeneration ist ein oft unterschätzter Aspekt des Trainings, der jedoch für nachhaltige Fortschritte unabdingbar ist.

Eine unerwartete Herausforderung

Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr die unvermeidliche Schließung der Fitnessstudios. Diese Zeit war für mich eine echte Herausforderung. Plötzlich fehlte mir meine gewohnte Trainingsumgebung und die regelmäßige Bewegung. Ich versuchte, zu Hause weiter zu trainieren, aber es war nicht dasselbe. Die fehlende professionelle Ausrüstung und der weggefallene soziale Kontakt führten dazu, dass meine Motivation erheblich nachließ. Ich fühlte mich oft antriebslos und hatte Schwierigkeiten, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Die Pandemiezeit war für viele Menschen eine Phase der Unsicherheit und Anpassung. So musste auch ich lernen, mit diesen neuen Umständen umzugehen. Als die Studios wieder öffneten, hoffte ich, langsam zurück in meine Routine zu finden und mich wieder auf meine Fitnessziele konzentrieren zu können. Doch ganz so einfach war es nicht! :-( In den ersten Wochen nach der Öffnung bin ich wie früher mehrmals pro Woche gegangen, doch dann war mir das Studio immer zu voll oder ein Projekt für die Arbeit musste dringend abgeschlossen werden. Kurz gesagt, ich suchte ständig nach Ausreden, nicht ins Studio gehen zu müssen, sondern saß lieber abends vor dem Fernseher oder bin mit Freunden unterwegs gewesen. Bis zu meinem in der Einleitung beschriebenen Erlebnis. Dank diesem habe ich einen Trainer aufgesucht, einen Fitness Check gemacht, anschließend wie nicht anders zu erwarten mein Trainingsprogramm auf ein nun deutlich niedrigeres Level angepasst und versuche nun wieder häufiger ins Fitnessstudio zu gehen. Denn nur so ist es möglich beim kommenden Mammutmarsch nicht nur unter Schmerzen das Ziel zu erreichen, sondern auch so fit zu sein, meine eigene Zeit zu unterbieten.

Fazit

Rückblickend ist mein Training im Fitnessstudio eine sehr positive Ergänzung, um auch zukünftig fit und munter an Mammutmärschen teilnehmen zu können. Die spezielle Unterstützung und die Anpassungen für Blinde haben es mir ermöglicht, effektiv und selbstständig zu trainieren. Ich habe meine Fitness verbessert und hoffe, meine Strecken beim Mammutmarsch nach und nach steigern zu können. Dies wäre ohne die professionelle Unterstützung und die motivierende Atmosphäre des Studios nicht möglich gewesen. Ich kann das Training im Fitnessstudio jedem empfehlen, der wie ich einen Bürojob hat, gerne an Extremwanderevents teilnimmt oder eine andere Hauptsportart verfolgt und für den Ausgleich eine professionelle und unterstützende Trainingsumgebung sucht. Regelmäßiges Trainieren, kombiniert mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Regeneration, bildet die Grundlage für langfristigen Erfolg und Wohlbefinden. Besonders für Menschen mit Behinderungen ist es wichtig, ein Studio zu finden, das auf ihre besonderen Bedürfnisse eingeht und sie auf ihrem Weg unterstützt.

Kommentare  
Ja, Corona, das hat wohl viele von uns aus der sportlichen Bahn geworfen... Super, dass du wieder reingefunden hast! Es hilft immer, ein Ziel vor Augen zu haben, daher sind die Mammutmärsche sicherlich ein guter Ansporn!
Hallo,
auch ich müsste mal wieder mehr Sport treiben. Allerdings suche ich seitdem die Pandemie zu Ende ging eine Begleitung, denn auch für mich ist es eine Herausforderung und ohne Begleitung ein Ding der Unmöglichkeit.
Gruß
Marie
Hallo Marie,
ich kann das gut nachvollziehen. Es kann wirklich schwierig sein, sich alleine zu motivieren oder den richtigen Einstieg zu finden, vor allem nach der Pandemie. Vielleicht gibt es in deiner Nähe Gruppen oder Vereine, die Unterstützung anbieten, oder du findest jemanden im Bekanntenkreis, der mit dir zusammen trainieren möchte.. Ich habe wie geschrieben auch länger gebraucht mich selber neu zu motivieren und nur durch meinen eigenen Antrieb meine Zeit beim Mammutmarsch zu unterbieten geschafft.
Ansonsten gibt es auch Trainer in Fitnessstudios die dich beim Training unterstützen und so dafür sorgen die Motivation wieder auf vor Corona Zeit zu heben.
Lass uns auf jeden Fall dranbleiben – gemeinsam schaffen wir das!
Liebe Grüße, Stephan
Lieber Stephan,

deine Erfahrung mit einer schwindenden Ausdauer und Kraft habe ich auch schon gemacht. Bei mir liegt es hauptsächlich am Bürojob und das mein Hund nun ein alter Senior (15 Jahre) ist und es draußen einfach nur noch im Schneckengang vorangeht. Fitnessstudio kommt für mich nicht so sehr in Frage, weil ich lieber draußen bin, anstatt auf einem Laufband zu laufen. Auf der anderen Seite bietet ein Fitnessstudio natürlich noch mehr Möglichkeiten, die es draußen so nicht gibt.
Daher fand ich es ganz interessant zu lesen, wie du dich auf die Suche nach dem passenden Studio gemacht hast.

Ich habe jetzt übrigens meinen eigenen Personal Trainer ;) Der Lesejunior ist liebt Handball und hat nun viel Athletiktraining. Zuhause machen wir die Übungen jetzt zusammen und ich merke, so langsam wird es bei mir auch besser ;)

Liebe Grüße
Mo
Hallo Mo,

danke für deine Nachricht! Es ist wirklich spannend, wie sich unser Alltag und die Umstände auf unsere Fitness auswirken – bei dir ist es der Bürojob und dein Senior-Hund, bei mir war es lange die fehlende Motivation und Zeit. Ich kann absolut nachvollziehen, dass das Fitnessstudio nicht jedermanns Sache ist. Gerade wenn man die frische Luft und das Draußensein schätzt, ist es schwer, sich für das Laufband zu begeistern. Trotzdem habe ich gemerkt, dass es mir persönlich hilft, die fehlende Abwechslung draußen durch das Studio auszugleichen.

Dass du jetzt mit deinem Lesejunior zusammen trainierst, klingt echt super! Gemeinsam Sport zu machen, ist sicherlich nicht nur effektiver, sondern macht auch noch viel mehr Spaß. Athletiktraining ist bestimmt auch eine tolle Ergänzung – vor allem Handball erfordert ja wirklich eine starke Ausdauer und Beweglichkeit. Ich wette, dass du bald schon deutliche Fortschritte spüren wirst!

Liebe Grüße
Stephan
Ich war schon Länger nicht mehr im Fitnessstudio (ich finde Bewegung außerhalb des Studios in Hobbys und auch in der Arbeit) und habe nie darüber nachgedacht, wie blindenunfreundlich die Studios, zumindest die in denen ich war, sind.
Durch Erfahrungsberichte wie deine wird man da als gut sehende Person erst drauf aufmerksam - danke dafür :)
Ich wünsche dir noch ganz viel Erfolg beim Training und viel Spaß bei den nächsten Mammutmärschen!
Vielen Dank für deine lieben Worte! Es freut mich sehr, dass mein Beitrag dazu beitragen konnte, ein wenig mehr Bewusstsein für die Herausforderungen zu schaffen, die sehbehinderte Menschen in bestimmten Umgebungen haben. Bewegung außerhalb des Studios ist definitiv auch eine tolle Möglichkeit, aktiv zu bleiben! Danke auch für die guten Wünsche – ich freue mich schon auf die nächsten Herausforderungen beim Mammutmarsch. Dir ebenfalls weiterhin viel Erfolg und Freude bei deinen Hobbys und Aktivitäten!
Hallo Stephan, ich habe auch einen Bürojob, bei dem ich aber ab und zu mal in die Pedale treten muss, um meine Hausbesuchspatienten aufzusuchen! Aber davon mal abgesehen, sitze ich auch zuviel rum und bin nach der Arbeit auch nicht mehr so in Laune, noch in irgendein Fitnessstudio zu gehen! Zumal bei mir keins um die Ecke wäre! Deshalb zähle ich seit über 1,5 Jahren meine Schritte und versuche ein gewisses Pensum zu schaffen! Heute fehlen noch 7000 Schritte fürs tägliche Soll!

PS: Schön, dass es ein Studio gab, das dir besonders zugesagt hatte!

LG Jana
Hallo Jana,

ich kann das total nachvollziehen – nach einem langen Tag im Büro ist es wirklich nicht leicht, sich noch zum Sport zu motivieren, vor allem, wenn das nächste Fitnessstudio nicht gerade um die Ecke liegt. Das mit dem Schritte-Zählen finde ich eine super Idee! Es ist beeindruckend, dass du das schon so lange durchziehst. Manchmal reichen auch schon kleine Aktivitäten zwischendurch, um das tägliche Pensum zu erreichen. Ich selbst versuche, wann immer möglich, ein paar Schritte extra einzubauen, sei es in der Mittagspause oder beim Telefonieren.

Weiter so – die 7000 Schritte schaffst du bestimmt noch!

LG Stephan
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