Zuletzt hatte ich im Juli 2011 über meine Blindenstöcke berichtet. Seither haben diese hier und in meinem Leben dank Denny und Alma nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Anders sieht es da aber aus, wenn der Weihnachtsmann, mit der Omni-Sense eine völlig neuartige Blindenstockspitze unter den Weihnachtsbaum legt. Selbstverständlich habe ich diese im vergangenen Jahr ausgiebig getestet und möchte euch hier an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Die Wahl einer Blindenstockspitze ist nicht einfach, allerdings ist die richtige Spitze für die Mobilität und Sicherheit auf den täglichen Wegen genauso wichtig wie jedes andere Teil des Blindenstocks. Die Blindenstockindustrie hat allein in den letzten Jahren mehrere Phasen rasanter Entwicklung durchlaufen. Das Aufkommen des Telefalt-Stocks, die Entwicklung moderner Fiberglas-Stöcke, bis hin zur Entwicklung von Blindenstöcken mit Hinderniswarnern, sind nur einige der offensichtlichen Beispiele.
Auch bei den Griffen hat sich in den letzten Jahren viel getan. Gab es früher nur Blindenstöcke mit Griffen aus Gummi, hat man heutzutage die Wahl von Modellen aus Holz, Kork oder Fieberglas. In Bezug auf die Blindenstockspitzen war jedoch gefühlt die Zeit stehengeblieben. So gibt's, beim Hilfsmittelhändler meines Vertrauens, noch immer nur die Wahl zwischen unterschiedlichen Kugelgrößen oder Tellerspitzen. Für die meisten Nutzer sind diese Spitzen völlig ausreichend. Doch wie der Weihnachtsmann weiß, bin ich kein Mensch der gerne an Altem festhält, sondern stehts auf der Suche nach Verbesserungen.
Mein Gesamttest
Ich habe gründlich getestet und Bewertungen von Experten und anderen Nutzern gelesen. Alle sind wie ich der Meinung, alle bisherigen Produkte werden die Blindenstockspitzen sein, die man hatte, bevor man eine Omni-Sense kaufte. Schließlich ist sie völlig anders als bisher auf dem Markt erhältliche Spitzen. Was daran liegt, dass die Omni-Sense sich in völlig eigenem Design präsentiert und dadurch direkt ins Auge fällt. Sie besteht nicht aus einer Befestigung und einem Tastkörper, sondern aus mehreren Teilen. Das Herzstück beherbergt alle technischen Bauteile die für die Omni-Wheel-Technologie notwendig sind. Hierbei handelt es sich um vier große Räder, so genannte Omni-Räder, von denen je zwei links und rechts am Mittelteil angebracht sind. Omni-Räder unterscheiden sich von normalen Rädern dadurch, dass sie spezialisierte Rollen haben, die zusätzlich um den Umfang der Hauptradscheibe herum angebracht sind.
Diese Rollen ermöglichen es einem Rad, sich leicht in alle Richtungen zu bewegen, ähnlich wie bei einem Lenkrollenrad, aber viel flüssiger und sie verhaken oder klemmen nicht. Die Omni-Sense vereint so die Vorteile von großen und kleinen Kugelspitzen in einem Produkt. Dank den großen Rädern bleibt man wie mit großen Kugeln nicht so leicht auf Kopfsteinpflaster, Unebenheiten etc. hängen. Zusätzlich vereint die Omni-Sense durch die Kombination aus Rädern und Rollen das Feingefühl, für beispielsweise ausgetretene Leitlinien, was man sonst nur von kleinen Kugeln kennt.
Die Spitze ist erstaunlich gut verarbeitet und fühlt sich sehr hochwertig an. In keinem Moment hatte ich das Gefühl, hier ein Spielzeug in den Händen zu halten. Der Kunststoff ist hochwertig, die Verarbeitung gut und die Räder knarzen an keiner Stelle. Auch der An- und Abbau der Spitze an dem Blindenstock funktioniert absolut reibungslos. Hier passt alles perfekt. Farblich besticht die Spitze ebenso durch eine ansprechende Kombination von Signalfarben.
Doch wo es Vorteile gibt, sind auch Nachteile nicht weit. Die Omni-Sense wiegt 100 Gramm und somit etwa dreimal so viel wie die sonst von mir verwendeten kleinen Kugelspitzen mit 30 Gramm. Zu Beginn habe ich die Spitze sowohl mit meinem Blindenstock von Svarovsky wie auch mit dem Blindenstock von Ambutech getestet. Die Stöcke haben leichte Unterschiede, was tatsächlich einen großen Effekt hat. So bringt mein Modell von Svarovsky mit seinen 150 Gramm knapp 100 Gramm weniger auf die Waage als der von Ambutech. Wenn man jetzt aber bedenkt, dass die Omni-Sense Spitze selbst 100 Gramm wiegt wird die Ursache schnell klar. Bei der Kombination aus dem leichten Blindenstock von Svarovsky und der verhältnismäßig schweren Omni-Sense ist die Balance völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Somit rate ich euch zu der Kombination mit einem Blindenstock von Ambutech oder einem vergleichbar schweren Modell.
Im Einsatz
Bei meinem Test der Omni-Sense fielen mir einige Herausforderungen auf bestimmten Untergründen auf:
1. Waldwege: Leider erwies sich die Omni-Sense auf unebenen Waldwegen als weniger effektiv. Das hohe Gewicht der Spitze sorgte dafür, dass ich nicht wie sonst üblich den Blindenstock als Taststock einsetzen konnte. Ich lasse mich dazu verleiten, auf die bei unebenen Untergründen schlechtere Möglichkeit der Stocktechnik mit ständigen Bodenkontakt zu setzen. Die einfache Navigation wird dadurch anstengender und darunter leidet die Möglichkeit Unebenheiten zu erfassen und Stabilität beim Navigieren zu behalten.
2.Kiesige Wege: Auf kiesigen Oberflächen stellte sich die Omni-Sense als weniger anpassungsfähig heraus. Die Spitze hat es aufgrund ihres hohen Gewichts nicht möglich gemacht einfach über die Kieselsteine hinweg zu gleiten, was zu einer weniger stabilen Fortbewegung führte.
3. Verschneite Wege: Die Omni-Sense zeigte auf verschneiten Wegen ebenfalls Schwächen. Die Räder und Rollen glitten nicht elegant durch den Schnee und blieben eher stecken. Zusätzlich setzen sich Schnee und Matsch zwischen den Kleinteilen fest. Insgesamt führt dies zu unsicherem Vorantasten und erschwerten Bedingungen bei winterlichen Wegen.
4. Befestigte Wege und Gebäude: Trotz dieser Herausforderungen auf bestimmten Untergründen bewährte sich die Omni-Sense auf ebenen, gepflasterten und nassen Wegen sehr als zuverlässiges Hilfsmittel. Das Führen des Stocks ist auf ebenen Untergründen sehr leichtgängig und dank der Rad-Rollen-Kombination treten deutlich weniger Geräusche und Abnutzungen auf.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Leistung je nach Umgebung variieren kann und individuelle Präferenzen und Anforderungen berücksichtigt werden sollten.
Wo gibt es sie zu kaufen?
Die Omni-Sense stammt aus Australien und wird vom Hersteller von da vertrieben. Preislich liegt die Stockspitze in Australien bei 65,27 Dollar. Umgerechnet sind das dann "nur" 39,97 Euro, allerdings kommt dieser Betrag noch einmal als internationale Versandkosten hinzu.
Fazit
Die Omni-Sense ist eine Empfehlung wert. Schade, dass diese durch ihr hohes Gewicht nur für Stocktechniken mit ständigem Bodenkontakt geeignet ist. So muss ich als Fazit ziehen, dass die Blindenstockspitze in erster Linie für Menschen geeignet ist die auf befestigten Wegen unterwegs sind.
Ansonsten ist die Spitze hochwertig verarbeitet. Alle Kunststoffteile machen von Anfang an einen robusten Eindruck. Nach meinen mittlerweile 12 Monate andauernden Test kann ich noch keine Verschleißansätze entdecken, was bei allen anderen von mir bisher verwendeten Spitzen unvorstellbar gewesen wäre.
Letzten Endes hängt es also von eurer bevorzugten Stocktechnik ab, ob ihr die Omni-Sense in Erwägung ziehen solltet.
Offenlegung: Ich habe die Omni-Sense zu Weihnachten von meinem Bruder bekommen. Sie wurde nicht vom Hersteller bzw. einem Händler als Leihgabe bzw. als Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.