Vor über einem Jahr habe ich euch von meinem Wunsch erzählt, meine Wohnung zu automatisieren. Damals berichtete ich euch, welche Möglichkeiten ich mir von einem SmartHome erhoffe und welchen Weg ich dabei gehen wollte. Seit dem hat sich einiges getan. Nach mehrmaligen Hin und Her ist gerade der heutige Tag wie geschaffen, um euch meine Erkenntnisse zu berichten.
Ich hatte nicht erwartet, dass es einfach werden würde. Drei Anläufe brauchte ich um zum richtigen Ergebnis zu gelangen. Wer ungeduldig ist und dieses nicht abwarten kann spring jetzt einfach zur Überschrift "Phase 3" ????
Phase 1: FHEM + FS20
Das Thema Heimautomatisierung habe ich schon längere Zeit im Blick. Kurz vor meinem letzten Artikel hatte ich mir bereits einige FS20 Komponenten in meiner alten Wohnung verbaut. Die Vernetzung dieser geschah mittels der Software für Heimautomatisierung FHEM. FHEM ist durchaus ein interessantes System mit vielen Möglichkeiten.
Bei mir überlebte die Kombination allerdings nicht lang. FS20 war zweifelsohne eine schöne und günstige Option, allerdings technisch mittlerweile völlig veraltet. So gab es nur noch wenige neue Module und der bei anderen Technologien vorhandene Rückmeldungskanal fehlte völlig - ein Problem, das ich beim Kauf leider vernachlässigt hatte.
FHEM war leider ein ähnlich negatives Erlebnis. Während die Verbindung mit den Komponenten problemlos funktionierte und eine Übersicht über diese einfach und zielführend geboten wurde, fehlten mir die interessanten weiteren Möglichkeiten. Die Basis von FHEM war deutlich in die Jahre gekommen, die Unterstützung für weitere Komponenten nur schwach, eine schicke Bedienoberfläche suchte man vergebens und - und das ist der entscheidende Teil - die Möglichkeiten komplexere Automatisierungsregeln zu definieren, waren bescheiden. Kurz gesagt, FHEM konnte meine Anforderungen nicht erfüllen.
Phase 2: HomeMatic
Eine Neuorientierung war nötig. Verschiedene Technologien waren mittlerweile neu auf dem Markt erschienen oder hatten sich beachtlich weiterentwickelt. Das ist nicht verwunderlich, auch heute sieht die Lage wieder ein klein wenig anders aus.
Zum Zeitpunkt, als ich meine neue Wohnung in München bezog, verglich ich diverse Lösungen und identifizierte zwei Favoriten: HomeMatic und Z-Wave. Z-Wave ist anders als HomeMatic ein offener Standard, für welchen viele Anbieter Endgeräte anbieten. Dies machte allerdings die Bewertung von Z-Wave schwierig. Zu viele kleine Anbieter mit Komponenten für wenige Anwendungsfälle und berichtete Inkompatibilitäten unter diesen, ließen mir die Technologie zu ungewiss erscheinen. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Entwicklungen in letzter Zeit und mein weiter unten beschriebener Einsatz von openHAB diese Entscheidung vermutlich beeinflusst hätte.
Hardware - Auswahl und Installation
HomeMatic ist eine Produktreihe der eQ-3 AG. Es wird eine große Auswahl an Sensoren und Aktoren angeboten, welche alle über ein proprietäres Funkprotokoll kommunizieren. Den Mittelpunkt bildet die HomeMatic Steuerzentrale CCU2, auf welcher über ein Webfrontend alle Komponenten verwaltet, konfiguriert und gesteuert werden können. Die Einrichtung verlief erfreulich problemlos und einfach.
Die zuvor gekauften Komponenten mussten zunächst in der Wohnung installiert werden. Hier ist das Anstecken eines Steckdosen-Zwischensteck-Elements natürlich einfacher als der Umtausch eines Unterputz-Lichtschalters, im großen und ganzen verlief die Installation aber problemlos. An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei den Freunden bedanken, welche mir bei diesen Arbeiten geholfen haben.
Apropos gekaufte Komponenten, natürlich begann ich klein und kaufte über die Zeit immer mehr Komponenten. Erst gerade vor zwei Wochen habe ich wieder zwei-drei neue Sensoren installiert. Euch kann ich genau diese Empfehlung mit auf den Weg geben: Startet mit einer guten Planung und einem vernünftigen Satz an Sensoren und Aktoren, welche Aspekte später noch fehlen und nachgerüstet werden wollen stellt sich schnell genug heraus.
Auf welche Komponenten ich in meinem Heim mittlerweile setze, werde ich in nachfolgenden Artikeln berichten.
Software - Mein Eindruck und die Grenzen
Die Bedienoberfläche der HomeMatic Steuerzentrale CCU2 bietet viele Möglichkeiten und ist klar und übersichtlich. Geräte sind darüber schnell angelernt und Namen und Gruppen zugewiesen sowie erste Grundeinstellungen vorgenommen.
Interessant wurde das System aber besonders - und damit deutlich angenehmer als zuvor FHEM - durch seine Programmiermöglichkeiten. Über eine elegante Oberfläche können von Ereignissen und Zuständen abhängige Automatismen definiert werden. Reicht die gut umgesetzte "Wenn ... Dann ... Sonst" Logik einmal nicht, können auch frei geschriebene Skripte eingesetzt werden. Ich begann Regelprogramme für die Licht- und Heizungssteuerung oder zur Beobachtung meiner Waschmaschine zu basteln. Innerhalb kürzester Zeit arbeiteten alle HomeMatic Komponenten fleißig zu meinem Wohl zusammen.
Die Erkenntnis
Dabei blieb es aber leider auch. HomeMatic Komponenten können super mit einander verknüpft werden, die Einbindung anderer Systeme und Technologien ist aber nur umständlich und eingeschränkt möglich. Das HomeMatic System hat einen durchweg positiven Eindruck bei mir hinterlassen, ich erkannte allerdings, dass ich eine mächtigere Steuerzentrale benötigte.
Phase 3: openHAB 2 + HomeMatic + X
Mein Heim besteht nicht nur aus HomeMatic. Als ich begonnen habe, mich mit dem Thema Heimautomatisierung zu beschäftigen, konzentrierte ich mich auf die Wahl einer Technologie als Basis. Heute weiß ich, dass immer viele Systeme eine Rolle spielen werden. Neben den klassischen Produktsortimenten wie HomeMatic müssen auch andere Aspekte des Heims mit einbezogen werden. Das Sonos Boxensystem, der Samsung TV, das Smartphone oder der Google Kalender - dutzende abgeschlossene Systeme spielen in der Wohnung eine Rolle und müssen bei der Automatisierung berücksichtigt werden.
Genau hier tut sich ein Problem auf. eQ-3, Samsung oder Apple bieten individuelle Lösung zur Verbindung von Systemen an, an der Integration mit anderen Systemen sind diese aber zumeist nicht interessiert. Eine unabhängige Lösung ist nötig.
openHAB Einführung
openHAB (Ausgesprochen "open häb") ist eine solche Lösung. Sie wird quelloffen durch eine große Gemeinde Freiwilliger entwickelt. openHAB bietet den Rahmen für das echte SmartHome. HAB im Namen steht für "Home Automation Bus". Auf diesen Bus (eine technische Bezeichnung für einen gemeinsamen Kommunikationskanal) setzen alle anderen Komponenten auf. Hierzu zählen beispielsweise die so genannten "Bindings". Von diesen gibt es bereits über 120 Stück, welche jeweils ein spezifisches System, wie beispielsweise HomeMatic, ansprechen können.
openHAB vereinheitlicht die Interaktion mit diesen Systemen, sodass am Ende mit allen Systemen, egal ob Heizstellglied oder Lautsprecherbox, gleich kommuniziert werden kann. Dies bildet die Basis für die weitere Teile von openHAB.
Besonders hervorheben will ich hier die von mir schon bei HomeMatic angesprochene Möglichkeit der Programm-/Regel-Steuerung. Die Möglichkeiten an dieser Stelle waren mir extrem wichtig. openHAB setzt auf eine komplett auf Quelltext basierende Lösung. Dies mag sowohl gut als auch schlecht sein. Die schnelle und fehlerfreie Umsetzung einer Idee klappt über eine Bedienoberfläche wie bei HomeMatic sicher besser, schon bald reichen die Möglichkeiten dieser aber nicht mehr aus. Eine Programmiersprache lässt einem hier völlige Freiheit.
openHAB 2 wird in stabiler Version veröffentlicht
Ich erwähnte bereits zu Anfang, dass heute der passende Tag für diesen Artikel sei. Der Grund dafür? openHAB Version 2.0.0 wurde heute nach vielen Monaten Entwicklungszeit offiziell veröffentlicht!
Mit openHAB 2 änderten sich viele Details im Hintergrund. Der Kern des Projekts wurde ausgelagert und steht nun als "eclipse SmartHome" auch anderen Projekten zur Verfügung. Die Fähigkeiten von Bindings wurden deutlich ausgebaut, die Art und Weise, wie Geräte angesprochen und verwendet werden, hat sich leicht geändert. Diese Details sind allerdings eher von technischem Interesse.
Mit Version 2.0 verfügt openHAB mit "Paper UI" nun über eine grafische Bedienoberfläche zur Konfiguration von Teilen des SmartHomes. Diese wird aktiv weiterentwickelt und soll schon bald alle Funktionen von openHAB abdecken.
Dabei wichtig, insbesondere für mich: openHAB 2.0 kann nach wie vor vollständig über Dateien konfiguriert werden. Dies war bei vielen Nutzern während der Testphase falsch verstanden wurden und hatte zu einigem TamTam geführt.
In meiner Wohnung setze ich nun seit zwei Monaten die stetig gewachsene Entwicklerversion von openHAB 2 ein. In dieser Zeit hat sich einiges getan und ich bin gespannt, wie es in der Zukunft weiter geht. Die offizielle Veröffentlichung zeigt, dass openHAB 2.0 für die tägliche Anwendung bereit ist.
Das Verständigungsproblem
openHAB wirbt nicht zu unrecht damit das SmartHome zu ermöglichen. Erst durch die Verknüpfung vieler verschiedener Technologien kann dies wirklich erreicht werden.
Man könnte openHAB also als den Dolmetscher im Haus bezeichnen. Es ist schade, dass sich diese Eigenschaft nicht auch auf unsere Welt überträgt. Die Dokumentation und das komplette Diskussionsforum werden in Englisch geführt. Der Grund dahinter ist für mich natürlich nachvollziehbar, dennoch war dies natürlich nicht angenehm für mich, insbesondere in der Kennenlernphase. Ich erhoffe mir, dass sich schon bald eine ähnlich aktive Forumgemeinde in deutscher Sprache findet.
Wie es weiter geht
Ich werde Euch hier über mein SmartHome ausführlich berichten. Auf diesem Wege hoffe ich, Euch für das Thema ebenso begeistern zu können. Solltet Ihr Fragen oder Anregungen haben, lasst es mich unten über das Kommentarfeld wissen.
Ich habe mein Smarthome System erfolgreich mit FHEM umgesetzt, auch komplexe Heizszenarien die anhand von Temperaturdifferenzen bestimmen wann die GasTheme anspringen muss usw.
FHEM kann dank Perl salopp gesagt "alles".
ABER: ich bin vom TabletUI nicht überzeugt, da das TabletUI Webfrontend zu "lahm" ist, es muss bei jedem Refresh fast alles neu laden. Wenn man mit dem Handy darauf navigiert dauert das "erste" laden auch Ewigkeiten, da ist die normale Oberfläche deutlich schneller, weswegen ich TabletUI auf dem Handy gar nicht mehr nutze. Die "Touch-Punkte" wenn man das auf einem Tablet betreibt sind unhandlich wenn man z.B. Schieberegler schiebt usw.
Das Tablet läuft dabei mit einem Browser im Kiosk Modus und die TabletUI Oberfläche im Fullscreen anzeigen.
also was die GUI für FHEM angeht bin ich voll bei dir, das ist so schlimm wie Swing-Anwendungen in der Java-Welt ;-)
Was die Möglichkeiten der Komplexität angeht muss ich aber asdasd zustimmen. Ich glaube du hast einfach nicht genug Zeit rein gesteckt.
Sich mit FHEM und Perl anzufreunden macht wirklich keinen Spaß, aber wenn man einmal drinnen ist, gibt es eigentlich nichts, was man nicht machen kann :-)
Ich schreib das hier auch nur, falls noch mehr User über diesen Beitrag stolpern und sich dann durch solche falschen Aussagen von FHEM abbringen lassen, obwohl es vielleicht zu dem ein oder anderen Projekt besser passt.
Viel Erfolg weiterhin!
ich freue mich auch einmal eine gegenteilige Meinung zu hören! Zu allererst muss ich sagen, dass wir FHEM vor dem vorübergehenden Umstieg zu Homematic genutzt haben. Das war so circa Ende 2014. Seit dem mag sich sicher was getan haben.
Zur Bedien-GUI kann ich nichts sagen, damals wirkte sie wie eine Oberfläche aus den Windows 95 Zeiten (so wurde es mir von sehenden Freunden berichtet). Oben schreibe ich die Möglichkeiten der komplexen Automatisierung waren "bescheiden". Das kann in der Tat falsch verstanden werden. Die Möglichkeiten waren durchaus da, aber alles nicht wirklich intuitiv und angenehm zu bedienen - wenn ich mich da nur an die Perl Skripte zurück erinnere.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das mittlerweile gebessert hat! Deiner Aussage, dass FHEM *die* erste Wahl für komplexe Aufgaben ist, kann ich trotzdem nicht zustimmen. Die Möglichkeiten moderner Systeme wie openHAB oder Home-Assistant sind schon beeindruckend. Mein Problem mit FHEM war nicht die Komplexität, im Gegenteil, genau diese erwarte ich von einer herstellerübergreifenden Software, das habe ich in openHAB definitiv gefunden. Allein im letzten Update waren 16 *neue* Addons enthalten...
Viele Grüße! Stephan
Ja Alexa lässt sich ebenfalls mit OpenHab verbinden.
Das hat den Vorteil das man auch Geräte bedienen kann die sonst nicht der "Sprachsteuerung" mächtig sind.
Dazu zählt mein Heizungssystem eq3 (das Vorgänger Model von Homatic IP).
ich habe mich heute den ganzen Tag zum Thema Smart Home eingelesen und gerade deine Seite per Google gefunden. Was mich hier noch interessiert:
1. Hast du mal die OpenHab Alexa Einbindung getestet? Es gibt ja eine Skill
2. Hast du auch mal ioBroker getestet?
Gruß
Stefan
dein Kommentar hat mich darauf aufmerksam gemacht dass ich leider diese Kategorie völlig vernachlässigt habe.
Ich werde versuchen schnellstmöglich hier zu berichten was ich mittlerweile alles bei mir an Smarten Lösungen realisieren konnte und welche Geräte ich mittlerweile alles verwende.
es freut mich dass dir mein Artikel gefällt.
Dass ich nicht auf die Einrichtung von OpenHAB eingegangen bin liegt daran das ich hier nur darüber berichten möchte warum ich auf dieses setze. Bezüglich der Einrichtung, Bedienung und Konfiguration gibt es bereits genügend Artikel im Netz, weshalb ich hier keinen extra verfassen werde. Das ich hier auf Chaptchas setze hat den ganz einfachen Grund dass ich diese trotz Blindheit gut bedienen kann und außerdem sind diese in Sachen Spamschutz , die sicherste Wahl.
Der Artikel ist schon nicht schlecht, mir persönlich fehlen aber hier schon wichtigere Fakten, wie nun genau das openhab installiert wird, wie siehts mit den Apps und der Software bedienmäßig aus, meinetwegen Vergleich mit Homematic?
So jedenfalls kann ein Ottonormalverbraucher keinen rechten Nutzen herausziehn, finde ich.
Hoffe, da kommt noch detaiierteres, was auch für Nichtfachläute verständlich ist.
Ach übrigens, die Chaptcha-geschichte grad bei einer Seite zu nutzen, die aller Wahrscheinlichkeit überwiegend von Sehbehinderten benutzt wird, finde ich etwas grotesk. Einer mit Hörschädigung hat hier keine Chance. Eine Rechenaufgabe tuts doch auch, oder?