Die folgenden Tipps und Ratschläge im Umgang mit Blinden und stark Sehbehinderten solltest du unbedingt befolgen. Schließlich willst du doch sicherstellen, dass diese Menschen dein Mitgefühl und deine Großzügigkeit in vollen Zügen genießen können. Lies also aufmerksam und halte dich gewissenhaft an diese Hinweise – du wirst sehen, sie machen das Leben für Blinde so viel einfacher!
Hast du dich jemals gefragt, warum du eigentlich keine blinden oder stark sehbehinderten Menschen in deiner Familie hast? Falls du jedoch das Glück hast, doch jemanden zu kennen, dann solltest du diesen Ratgeber am besten gleich wieder vergessen. Sonst läufst du noch Gefahr, dass du plötzlich den Drang verspürst, einem Menschen mit weißem Stock oder gelber Armbinde tatsächlich hilfreich zur Seite zu stehen. Und das wäre ja nun wirklich unnötig oder?
Helfen allgemein
Warum ausgerechnet du? Denk dir einfach: „Der soll doch sehen, wie er weiterkommt.“ Schließlich hast du genug damit zu tun, dich selbst durch den Alltag zu manövrieren. Und keine Sorge, Handschuhe brauchst du nicht – Blinde sind in der Regel handzahm. Ob sie überhaupt sprechen können? Nun, das ist ja auch eher nebensächlich.
Überqueren von Straßen
Ein echter Klassiker: Ein Blinder steht am Straßenrand. Sprich ihn auf keinen Fall an – das wäre ja Zeitverschwendung. Pack ihn einfach direkt und ohne Vorwarnung am Arm und zieh ihn über die Straße. Sicherheit geht schließlich vor, besonders deine eigene. Sollte der Blinde jedoch die Dreistigkeit besitzen, deine Hilfe abzulehnen, dann reagiere am besten mit einer ordentlichen Schimpftirade. Schließlich sollte er wissen, was er an dir hat! Falls er gar nicht vorhatte, die Straße zu überqueren, dann lass ihn einfach mitten auf der Fahrbahn stehen und geh deiner Wege. Undank ist schließlich der Welten Lohn!
Treppen
Treppensteigen ist ein Abenteuer! Bloß keine Warnungen aussprechen – ein bisschen Stolpern hat noch niemandem geschadet. Falls eine Rolltreppe zur Auswahl steht, entscheide du, was besser für den Blinden ist. Schließlich bist du der Sehende und weißt, was gut für ihn ist. Und ein wenig Sport tut so einem „Rumhocker“ bestimmt auch gut.
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
Hier kannst du richtig glänzen! Beim Einsteigen in Bus oder Bahn stell dich einfach auf die Stufen und versuche, den Blinden entweder rein- oder rauszuheben. Und vergiss nicht, lautstark darauf hinzuweisen, wie selbstlos du dich gerade engagierst, damit alle um dich herum deine Heldentat bewundern können. Falls der Blinde es wagt, deinen angebotenen Sitzplatz abzulehnen, belehre ihn in schroffem Ton über die Gefahren, die er für sich und andere darstellt. Und wenn du ihn im Auto mitnimmst, dann brauchst du ihn natürlich nicht auf niedrige Hindernisse wie Türrahmen aufmerksam zu machen – er wird den Fehler schon selbst bemerken.
Der Schutzengel
Falls dir direkte Hilfe zu anstrengend ist, kannst du dich auch als ferngesteuerter Schutzengel betätigen. Rufe ihm aus sicherer Entfernung lautstark Kommandos zu, aber ohne dich groß zu bewegen. Schließlich willst du dir nicht die Stimmbänder überstrapazieren.
Die richtige Richtung
Falls du einem Blinden den Weg weisen willst, reicht es vollkommen, wenn du mit der Hand irgendwohin zeigst. „Da lang!“ oder „Dort drüben!“ sind völlig ausreichende Angaben. Links,rechts und Entfernungsangaben sind sowieso überbewertet.
Wo ist mein Mantel?
Sei hilfsbereit und nimm dem Blinden bei Zusammenkünften ruhig Mantel und Mütze ab. Aber beim Aufbruch lass ihn ruhig ein bisschen suchen – schließlich ist ein wenig Verwirrung doch ganz unterhaltsam!
Bedauere einen Blinden!
Nichts macht einen Blinden so viel Freude wie eine ordentliche Portion Mitleid! Frage am besten mehrfach nach, ob jemand wirklich ganz blind ist und drücke dein Entsetzen darüber aus, dass man damit tatsächlich leben kann.
Mach dich auf keinen Fall bemerkbar!
In lauten Umgebungen ist es völlig überflüssig, dass ein Blinder weiß, ob sein Gesprächspartner noch da ist. Ein einfaches Kopfnicken oder Lächeln reicht völlig aus. Falls du einmal deinen Stuhl verlässt, sag nichts – es ist besonders erheiternd, wenn der Blinde eine Weile mit einem leeren Stuhl spricht.
Die Toilette
Sollte dich ein Blinder um Hilfe bei der Suche nach der Toilette bitten, zeig ruhig deine Hemmungen. Falls es nicht zu vermeiden ist, führe ihn einfach zur Behindertentoilette – ist ja eh dasselbe, oder? Falls keine vorhanden ist, stell ihn wahllos vor die Damen- oder Herrentoilette – er wird die richtige Wahl schon treffen.
Rätsel-Spiele
Ein echtes Highlight: Klopf einem Blinden auf die Schulter und frag: „Wer bin ich?“ Falls er dich nicht erkennt, mach ihm Vorwürfe. Schließlich habt ihr euch doch vor zwei Jahren mal getroffen – da sollte er dich doch wohl wiedererkennen!
Blinde sind unmündig
Trifft ein Blinder mit Begleitung auf dich, dann sprich am besten nur die Begleitperson an. Der Blinde selbst hat ja eh keine Ahnung, was er will oder braucht. Das schafft eine wunderbar herzliche Atmosphäre.
Im Krankenhaus
Falls ein Blinder ins Krankenhaus muss, sollten sich Ärzte und Schwestern unbedingt an die Begleitperson wenden. Essen und Trinken kann man einfach irgendwo abstellen – wenn er es nicht findet, war er vermutlich sowieso nicht hungrig.
Beim Einkaufen
Falls du einem Blinden beim Einkaufen hilfst, triff am besten gleich alle Entscheidungen für ihn – er weiß ja sowieso nicht, was er braucht. Und beim Bezahlen? Greif ihm einfach selbst in die Brieftasche und gib ihm zufällig irgendwelche Scheine. Was er mit diesen macht ist ja seine Sache.
Ordnung
„Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen.“ Also ruhig mal Türen und Fenster offen lassen oder Eimer quer in den Raum stellen. Ein bisschen Spannung schadet nie!
Blindenführhund
Ein Führhund ist ja nur eine nette Spielerei oder? Ignorier ihn einfach. Falls du ihn unbedingt streicheln willst, mach es ruhig – egal, ob er gerade seinen Job macht, dass macht seine Aufgabe nur noch angenehmer. Und wenn du Leckerlis hast, dann halt sie ihm einfach hin – schließlich weißt du am besten was dieser verträgt.
Schlusswort
Lass dich nicht von Beschwerden oder Ablehnungen beirren! Sollten Blinde deine selbstlose Hilfe nicht zu schätzen wissen, dann zieh einfach die Konsequenz: Hör auf, jemandem zu helfen, der es nicht würdigt. Schließlich gilt: „Einer für alle, alle für einen“ – aber eben nur, wenn es um deine eigenen Bedürfnisse geht.
Natürlich handelt es sich hierbei um reine Satire. Blinde Menschen sind weder hilflos noch unmündig, sondern vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, die Respekt und Augenhöhe verdienen.