Ich fahre sehr häufig mit der Bahn, um zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen zu kommen. Wenn ich anschließend von diesen Reisen erzähle ist das häufig nur zum Lachen. Da dies für viele kaum zu glauben ist, möchte ich hier nur einmal schnell anhand meiner letzten Bahnfahrt beschreiben, wie eine solche teilweise ablaufen kann.

Die Vorbereitung vor einer Bahnfahrt

Angefangen hat alles damit, dass ich mir überlegt hatte Freunde in Saarbrücken zu besuchen. Nachdem wir ausgemacht hatten von wann bis wann ich sie besuche, schaute ich in der DB Navigator App wie ich am besten von A nach B komme. Hierbei schaue ich immer ob es eine Möglichkeit gibt ohne Umstiege fahren zu können. Falls das nicht geht dann das ich möglichst wenige davon habe. Zu meinem Glück konnte ich mit nur einem Umstieg in Mannheim die hin und Rückfahrt antreten. In der Theorie klingt es ganz einfach, jedoch war ich bisher noch nie in Mannheim geschweige denn das ich den Bahnhof in Mannheim kennen würde. Was zwingend notwendig ist um das richtige Gleis zu finden, von dem der Anschlusszug abfährt. Doch zum Glück gibt es ja den DB-Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn. Also schnell das Handy geschnappt, die Telefonnummer von diesem gewählt und schnell die Umstiegs Hilfe gebucht. Auch hier klingt es wieder sehr einfach, jedoch musste ich am Telefon feststellen das ich bei dem Mobilitätsservice nur Umstiegs Hilfen buchen kann, wenn ich eine Mindes Umsteigezeit von 10 Minuten habe. Da ich jedoch auf der Hinfahrt nur Verbindungen finden konnte die nur 8Minuten Umsteigezeit haben, konnte mir die freundliche Dame am Telefon diese Umstiegs Hilfe nicht buchen. Sie gab mir jedoch den Tipp mit dem Personal vor Ort Kontakt aufzunehmen, vielleicht erklären sie sich trotzdem bereit den Service zu übernehmen. So suchte ich mir die Telefonnummer des Mobilitätsservice in Mannheim direkt aus dem Internet um das abzuklären. Nachdem ich mein Anliegen schilderte und auch das Problem an der Hotline selber nicht ausließ, versprach mir der nette Mitarbeiter, dass der Umstieg in Mannheim kein Problem darstellen dürfte. Selbstverständlich nur sofern der Zug aus München keine Verspätung hat. Ach und dann wollte Er selbstverständlich noch einige weitere Fragen beantwortet haben wie: "Warum benötigen Sie eine Umstiegs Hilfe, sind sie Gehbehindert, sitzen sie im Rollstuhl, sind sie Blind oder gibt es einen anderen Grund für die Notwendigkeit der Inanspruchnahme des Services?" selbstverständlich beantwortete ich die Frage Wahrheitsgemäß. Dann wollte er noch wissen ob ich mit vielen Koffern reise, also ob ein Kofferwagen notwendig ist. Da ich jedoch mittlerweile herausgefunden hatte, dass es für mich sehr unpraktisch ist mit einem Koffer zu reisen, hatte ich mir bereits vor einiger Zeit einen recht großen Rucksack zugelegt. Weshalb kein Kofferwagen notwendig ist. Anschließend stellte er noch die schönste Frage für jeden Führhundhalter "Haben Sie einen Blindenstock oder einen Blinden Hund?" Nachdem ich kurz lachen musste da er den blinden Hund so schön betont hatte, sagte ich ihm das ich keinen Blinden Hund habe jedoch mit meinem Blindenführhund reise. Der Mann musste zu meinem Glück ebenfalls lachen und hat mir mein Verhalten nicht böse genommen, sondern bat mich darum sobald ich in dem Zug von München nach Mannheim sitze den Mobilitätsservice noch einmal anzurufen. Um diesen mitzuteilen in welchem Abteil ich sitze, damit dieser mich gleich beim Aussteigen findet und nicht am anderen Ende des Zuges auf mich wartet.

Die Hinfahrt

Als ich ein paar Tage später in München in den Zug Richtung Mannheim eingestiegen war, rief ich wie vereinbart den Mobilitätsservice an und teilte diesem mit in welchen Zugteil ich sitze. Im Zug schaue ich meist das ich zwei Sitzplätze bekomme, so dass sich Denny während der Fahrt in den Fußraum des zweiten Sitzes legen kann und er so niemanden stört. Bei dieser Fahrt hatte ich das Glück, dass der Sitzplatz sowohl für Begleitpersonen eines Rollstuhlfahrers als auch der Stellplatz für den Rollstuhlfahrer frei war, so dass sich Denny schön auf den Platz des Rollstuhlfahrers legen konnte und so auch niemandem im Weg lag. Dass er niemandem im Weg liegt ist gerade bei einer so langen Fahrt sehr wichtig, denn es steigen ja ständig Leute aus oder weitere Personen zu. Hierbei passen sehr wenige darauf auf, dass auf dem Fußboden ein Hund liegt oder sie regen sich auf das Er im Weg liegt. Dass so viele Leute ein bzw. aussteigen ist jedoch auch positiv, denn so saß ich nicht während der kompletten fahrt alleine. In Stuttgart stieg noch ein sehr freundlicher Bosch Mitarbeiter, nach seinem harten Arbeitstag ein und fragte ob er sich zu mir setzen darf. Während einem interessanten Gespräch stellten wir fest, dass wir beide in Mannheim umsteigen müssen und dass sein Anschlusszug auf dem gegenüberliegenden Gleis von dem meinem Abfährt. Deshalb vereinbarten wir, dass er mich mit zum Gleis nehmen könnte, falls der Mobilitätsservice nicht am Bahnsteig auf mich wartet. Was ein Glück für mich war, denn leider stand kein Mitarbeiter des Mobilitätsservice am Bahnsteig um mich zum richtigen Gleis zu bringen. So brachte Er mich ohne weitere Probleme innerhalb kürzester Zeit zu meinem Anschlusszug. Auch diese Fahrt verlief Problemlos und in Saarbrücken angekommen wurde ich bereits von meinen Freunden freudig erwartet. So dass es Problemlos ins Wochenende gehen konnte.

Die Rückfahrt

Leider ist so ein Wochenende viel zu kurz. Am Abreisetag brachten mich meine Freunde wieder zum Zug, mit dem ich laut Plan bis Mannheim hätte durchfahren sollen. Doch leider war das nur laut Plan so. Kurz nach der Abfahrt wurde ich direkt vom Schaffner kontrolliert und gefragt wohin ich reisen möchte. Als ich antwortete das ich bis Mannheim fahren möchte erwiderte Er zu meiner Bestürzung, dass der Zug nur bis Lanstuhl fährt. Auf meine Nachfrage hin ob ich im falschen Zug sitze meinte er das ich schon im richtigen Zug bin jedoch dieser aufgrund eines liegengebliebenen Zuges nur bis Lanstuhl fahren kann. Zwischen Lanstuhl und Kaiserslautern wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Ich weiß nicht was für ein bestürztes Gesicht ich in diesem Augenblick gerissen hatte, aber er meinte gleich das er versucht mir einen Mitarbeiter des Mobilitätsservice vom Zug zum Bus zu organisieren. Wenige Minuten bevor der Zug in Lanstuhl angekommen wäre kam er erneut zu mir um mir mitzuteilen, dass er leider niemanden organisieren konnte. Da er aber um meine Situation weiß kann er mich zum Schienenersatzverkehr bringen und auch von diesem zu meinem Zug Richtung Mannheim. Selbstverständlich nahm ich sein Angebot dankend an. Pünktlich zum halt des Zuges in Lanstuhl stand er auch schon bei mir. Schnellen Schritts brachte er mich, als würde er tag täglich blinde von a nach b begleiten, zum Bus. Auch in Kaiserslautern angekommen ebenso sicher und zügig zu dem richtigen Zug. Da ich jedoch nicht still neben jemand herlaufen kann, sondern mich gerne mit den Leuten unterhalte fand ich heraus, dass Er eigentlich in Lanstuhl Feierabend gehabt hätte und nur nach Kaiserslautern mitgefahren ist um mich in den richtigen Zug zu bringen. Was ich sau stark von Ihm fand und nicht alltäglich ist! In Mannheim angekommen wartete diesmal wirklich ein Mitarbeiter des Mobilitätsservice auf mich um mich zu meinem Anschlusszug zu begleiten. Da ich jedoch leider eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant in Mannheim ankam, musste ich einen Zug später nehmen und so hatten wir noch viel Zeit. Da weder ich noch der Mitarbeiter ewig am Bahnsteig auf den Zug warten wollten, führte er mich zu einer Wiese auf der Denny kurz toben konnte und anschließend noch zu einem kleinen Café. Pünktlich zur Abfahrtszeit brachte Er mich zu meinem Zug und schaute sogar, dass ich in diesem auch einen für Denny und mich passenden Sitzplatz bekomme. die Fahrt verlief wieder Problemlos und so kam ich ohne weitere Probleme in München an.

Kommentare  
Hi Renate, Miriam, Charis, Anja und Tanja,
ich bin froh das euch mein Reisebericht gefallen hat und ihr nicht bereits nach zwei Zeilen aufgehört habt zu lesen.
Ich finde den Service der Bahn sehr gut und dass der Mobilitätsservice eine bestimmte Umstiegszeit benötigt ist verständlich. Schließlich können die Mitarbeiter nicht jeden Bahnhof in ganz Deutschland kennen um entscheiden zu können wie viel Zeit benötigt wird.
Das ich bei beiden Fahrten jeweils auf so Hilfsbereite Mitmenschen getroffen hatte ist nicht selbstverständlich, aber, wenn ich euch so dazu animiere zukünftig eure Hilfe anzubieten wird das vielleicht noch.
PS: bezüglich des misslungenen Mobilitätsservices bei der Hinfahrt, diesen Punkt hatte ich leider ganz vergessen zu erwähnen.
Als ich bereits im Zug war, hatte mein Handy geklingelt und der zuständige Mitarbeiter hatte sich erkundigt ob alles funktioniert hat. Er war leider zu spät am Gleis und ich bereits nicht mehr da.
LG
Stephan
Ich finde es als Sehender schon echt anstrengend, mit der Bahn zu fahren. Der Service ist meistens echt unterirdisch. Dass du einen so gradiosen Zugbegleiter hattest ist wirklich eine Ausnahme. Und wirklich sehr schade, denn das sollte eigentlich normal sein. In Japan sind die Fernverkehrszüge extrem pünktlich und sauber. Kein Vergleich zu Deutschland. Da ist auch alles viel strukturierter. Unsere Bahn sollte sich da das eine oder andere mal abschauen!
Lieber Stephan,
dass Richtlinien wie bei der Umstiegshilfe, die nur bei mindestens 10 Minuten Umstiegszeit helfen kann, so stur eingehalten werden müssen, ist einfach ärgerlich. Besonders, wenn es schnell gehen muss, ist doch Hilfe nötig.
Gut, dass du letztlich an einen so freundlichen Mitarbeiter geraten bist, der sogar seinen Feierabend verschoben hat.
Herzlichen Gruß
Anja von STADT LAND WELTentdecker
Hallo Stephan,
ich finde es sehr interessant, wie Du uns mit auf Deine Art zu reisen nimmst.
Eine Perspektive, die ich in dieser Form natürlich nicht kenne, aber die es erleichtert, bei passender Gelegenheit rücksichtsvoller bzw. aufmerksamer zu sein.
Ich wünsche Dir noch viele coole Reisen mit der Bahn!
Lieber Stephan,
Hat die Bahn denn etwas gesagt, warum der Mobilitätsservice nicht wie vereinbart am Gleis war? Das finde ich doch schon ganz schön dreist, immerhin hast du dich darauf verlassen. Gut, dass du einen netten Mitreisenden hast, der dich zum richtigen Gleis geführt hat.
Liebe Grüße von Miriam von www.nordkap-nach-suedkap.de
Tja, Reisen mit der Bahn ist tatsächlich immer wieder ein Abenteuer. Dafür muss man keineswegs blind sein.:-) Ganz schöner Stress, aber dafür hast Du letzten Endes ja auch echt tolle Erfahrungen gemacht. Das freut mich sehr. Es wird viel - auch zu Recht - über die Bahn gemeckert. Aber auf der anderen Seite ist es gut, dass wir sie haben. Und auch ich habe schon einige tolle Leute unterwegs kennen gelernt...
Ich wollte einfach einen netten Gruss da lassen. Bin eben auf die Homepage gestossen.
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